Henning Ahrens liest „Mitgift“
Zu einer Lesung auf dem vormals elterlichen Hof von Henning Ahrens hatten der CDU Landtagsabgeordnete Christoph Plett und der Geschäftsführer des Acanthus Hofes, Tristan Plew nach Klein Ilsede eingeladen. An einem lauen Sommerabend, begleitet von den Lauten des Storchs, begrüßte Henning Ahrens die ca. 100 Gäste zu dieser für ihn besonderen Lesung. Denn anders als sonst, hätten die Zuhörer einen Bezug zu dem Ort.
Der Roman erzählt die Geschichte der Familie Leeb, die den Hof über sieben Generationen bewirtschaftet hat. Die handelnden Personen des Romans haben einen starken Bezug zur eigenen Familie des Autors. Er selber habe erst mit dem Verkauf des Hofes von der vielschichtigen Geschichte der Familie erfahren. Aus den Dokumenten und Tagebüchern, die sein Großvater während des 2. Weltkriegs schrieb, sind Teile des Romans entstanden. Der enge familiäre Bezug des Romans zu den Protagonisten wird besonders deutlich in der Widmung an seinen Vater Heinrich Ahrens, der von 1931 bis 1989 auf dem Hof lebte.
Ahrens liest aus drei Kapiteln, die in der Zeit kurz vor dem Kriegsende spielen. Im Kapitel „Kacke am Dampfen“ geht es um die Sorge, was denn passieren würde, wenn die Alliierten die Waffen und auch die Bilder des Führers finden würden. Das Publikum kann die Jauche der Grube fast riechen, in der die resolute Magda Leeb alle verdächtigen Gegenstände werfen lässt. Auch die Ermahnungen an die Mitarbeiter auf dem Hof, ihre Anweisungen zu befolgen, schallen förmlich in den Ohren der Zuhörer wieder.
Die Bildhaftigkeit aus dem Kapitel „Wilhelm Leeb junior und das Schützenfest“ lässt das Publikum an der einen oder anderen Stelle schmunzeln, denn die Sorgen des Krieges sind vergessen, die Dialoge verdeutlichen dies.
Ahrens wandelt in seinem Roman zwischen den Zeiten von 1755 und 1962, nimmt die Zuhörer aber stets mit, wenn er vom Gummiwagen aus lesend über die Entstehung des Romans berichtet. Wichtig ist ihm, dass es sich um fiktive Personen handelt, die natürlich einen Bezug zu seiner Familiengeschichte haben. So wird die Strenge seines Großvaters deutlich, ebenso die resolute Art seiner Großmutter. Der Roman endet dann auch 1962, denn Rückschlüsse auf noch lebende Personen sollen nicht gezogen werden.
Der Hof von Henning Ahrens hat eine bewegte Geschichte hinter sich, aber diese endet nicht mit dem Verkauf des Hofes, vielmehr ist mit den Bewohnern des Acanthus Hofes neues Leben eingezogen und er wird auch in der Zukunft bewegte Zeiten erleben.
Hintergrund:
Henning Ahrens1964 in Niedersachsen geboren, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt. Er übertrug unter anderem die Werke von Jonathan Safran Foer, Colson Whitehead, Meg Wolitzer und Richard Powers in s Deutsche. Für sein literarisches Werk erhielt er mehrere Auszeichnungen, zuletzt erschien 2015 „Glantz und Gloria. Ein Trip“, das mit dem Bremer Literaturpreis geehrt wurde.